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"Kann sie nicht ins Auto packen"
 
"Man muss den Experten trauen": Anwalt Schoenberg
 

"Richtig. Ich kann die GemŠlde nicht ins Auto packen und dem Sonnenaufgang entgegen fahren", meint US-Anwalt Randol Schoenberg im KURIER-Interview lŠchelnd auf die Frage, ob der Abtransport der wertvollen Klimt-GemŠlde sich nicht aufwŠndig gestalten wird.

Seit gestern befindet sich Schoenberg, der die Klimt-Erbin Maria Altmann vertritt, in Wien. Einerseits, um in einem weiteren Restitutionsfall (PortrŠt "Amalie Zuckerkandl") bei einem Schiedsgerichtsverfahren erfolgreich zu sein. Andererseits, um den eventuellen Abtransport der von den Nazis geraubten Klimt-GemŠlde in die Wege zu leiten. Ob und wann die Bilder, die derzeit noch von der …sterreichischen Galerie Belvedere verwahrt werden, das Land verlassen, steht laut Schoenberg noch nicht fest: "Die Erben haben keine Entscheidung getroffen, was mit den Bildern geschehen soll." Er habe dazu geraten, sich bei der Entscheidung Zeit zu lassen und erst einmal alle Angebote zu prŸfen.

Ob er schon von jenen Initiatoren rund um den Wiener Galeristen John Sailer kontaktiert wurde, die unter dem Motto "Klimt fŸr …sterreich" seit gestern fŸr den Verbleib der Bilder in …sterreich werben und dafŸr die GrŸndung einer "…sterreichischen Kulturstiftung" anregen? "Ja", sagt Schoenberg. "Ich bin vor etwa drei Wochen einmal kontaktiert worden. Aber es gibt bereits sehr viele Angebote und Mšglichkeiten."

Sponsoren

Bisherige Initiativen zum Ankauf der Klimt-Bilder waren nicht erfolgreich. Der genannte Wert der GemŠlde Ð rund 250 Millionen Euro Ð hatte viele Sponsoren abgeschreckt.
Dazu mšchte Schoenberg zweierlei festhalten. "Erstens haben den Wert der GemŠlde nicht wir, sondern Experten festgelegt. Der Wert ist astronomisch. Aber wenn ihn Experten so beziffern, muss man ihnen trauen. Zweitens wei§ jeder, dass die Erben die Bilder gerne in …sterreich gelassen hŠtten. Aber wenn der Staat keinen Groschen dafŸr ausgeben wird, ist es in einem Land wie …sterreich sehr unrealistisch, dass die Bilder hier bleiben werden."

Laut dem Anwalt aus Los Angeles, ein Enkel des Komponisten Arnold Schoenberg, hŠtte sich …sterreich die Bilder leisten kšnnen. "Es gibt so viel Vermšgen in diesem Land. Es war falsch von der Regierung, den Eindruck zu erwecken, dass es hier um Steuergelder geht. Die Bilder sind ein Vermšgenswert. So wie der Besitz an der …IAG, der …BB oder den Bundesforsten. Man muss sich halt entscheiden."

Generell kritisiert Schoenberg, dass die šsterreichischen Regierungen bei der RŸckgabe von gestohlenen Kunstobjekten in vielen FŠllen "so wenig wie mšglich zurŸckgeben wollten. Das ist leider immer noch so."

Dass in …sterreich gerne Ÿber sein Honorar (kolportiert werden 40 Prozent vom Erlšs der Bilder) geredet wird, empfindet Schoenberg unpassend. Es gehe nicht ums Geld: "Mich kennt Maria Altmann, seit ich ein Baby war. Unsere Familien sind eng verbunden."

Artikel vom 28.02.2006 |KURIER-Printausgabe |Simon Kravagna
 
 

28. Februar 2006
18:33    Ê   Klimt-Risiko im US-Eigenheim
Apropos "Adele": Versicherungsfragen beim RŸcktransport
 

    Ê   Wien - GrundsŠtzlich, erklŠrt Nikolaus von Barta, Wiener Experte
fŸr Spezialversicherungen fŸr hochwertigen Privatbesitz im GesprŠch mit dem
STANDARD, fallen bei einem mšglichen Transport der beiden Klimt-Bilder vom
Oberen Belvedere zu einem Zielort in den USA keine anderen Auflagen an als
bei jedem anderen Kunsttransport dieser Kategorie auch.

"Ob Klimt oder Tutenchamun ist egal." Der Transport muss von einem
professionellen Kunstspediteur Ÿbernommen und abgewickelt werden - in
…sterreich fŠllt Barta dazu nur die Firma "Kunsttrans" ein. Wird der Wert
der beiden GemŠlde mit etwa 300 Millionen Euro ausgewiesen, so wŸrde sich
die VersicherungsprŠmie fŸr den Transport auf rund 60.000 bis 100.000 Dollar
(der Preis schwankt tagesaktuell) belaufen.
 

Zu bedenken wŠre laut Nikolaus von Barta auch eine Ausweitung des
Versicherungsschutzes auf die Mšglichkeit "Terror", was die PrŠmie um etwa 5
Prozent in die Hšhe treiben wŸrde. Gerade amerikanische Kunden, meint Barta,
wŸrden oft auf dieser Option bestehen. Weiters zu bedenken sei, dass
derartige Summen nicht von einem šsterreichischen Versicherer allein
Ÿbernommen werden. In jedem Fall muss das Risiko mit einem RŸckversicherer
abgedeckt werden. Daraus erklŠrt sich auch die Preisschwankung in der
EinschŠtzung der PrŠmienhšhe fŸr die Transportversicherung.

Nikolaus von Bart geht davon aus, dass die beiden Klimt-GemŠlde in den USA
zunŠchst in ein Museumsdepot gebracht werden. Rein theoretisch wŠre es zwar
denkbar, dass die Klimt-Erbin Maria Altmann die Bilder zu sich ins Haus
nimmt. Um die GemŠlde an diesem Standort dann aber auch zu versichern,
mŸsste Maria Altmanns Eigenheim in Los Angeles allerdings auf
internationale, in besten Museen Ÿbliche Sicherheitsstandards hochgerŸstet
werden.

Wozu noch kommt, dass die USA, so Barta, im Vergleich zu Europa ein anderes
Risikoprofil aufweisen, er "die kriminelle Energie dort hšher " einschŠtzen
wŸrde. Was sich letztlich wieder auf die PrŠmie niederschlŠgt. Die
Wahrscheinlichkeit, die Klimts Ÿber dem Wohnzimmerkamin verwahrt zu wissen,
scheint demnach gering zu sein.

Aus versicherungstechnischen GrŸnden steht einem baldigen Abtransport nichts
im Weg: Ein entsprechender Transportversicherungsvertrag lie§e sich,
einschlie§lich der Suche nach einem willigen RŸckversicherer, in wenigen
Tagen abschlie§en. (mm/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1. 3. 2006)