Burris & Schoenberg, LLP

Anwalt: Keinerlei Ankaufsgespr�che
�sterreich hat keine 250 Mio. Euro, um die Klimt-Bilder von den
rechtm��igen Erben zur�ckkaufen zu k�nnen: Mit dieser Begr�ndung lehnte
Bildungsministerin Gehrer (�VP) den Erwerb der Klimt-Bilder durch die
Republik am Donnerstag ab. Der Anwalt der Bloch-Bauer-Erbin Altmann ist
verwundert. Die Erben h�tten nie diesen Kaufpreis genannt. Er sei von
Experten in den Raum gestellt worden. �sterreich habe weder ein Gespr�ch
�ber den Erwerb der Bilder noch �ber irgendeinen Preis gef�hrt.

Schoenberg �ber Gehrer verwundert
Klimt-Bilder - Schoenberg: Preis w�re vielleicht verhandelbar gewesen.

� "Wir haben immer gesagt, dass wir aus dem Budget diese Gelder nicht
aufbringen konnten." Mit diesen Worten hat Bildungsministerin Elisabeth
Gehrer (�VP) am Donnerstag den Entschluss der Bundesregierung begr�ndet, die
Vorkaufsoption auf die zu restituierenden Klimt-Bilder nicht zu nutzen und
die Bilder sofort an die rechtm��igen Erben zur�ckzugeben.

Den Anwalt von Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann, E. Randol Schoenberg,
wundert die Darstellung der Republik. Gegen�ber dem �1-Morgenjournal
erinnerte Schoenberg am Freitag daran, dass �sterreich mit seiner Seite nie
�ber einen Preis geredet habe.

"�berhaupt keine Gespr�che"

Es habe �berhaupt keine Gespr�che gegeben, auch nicht �ber Preise oder
Konditionen, erkl�rte der Anwalt in dem Interview.

Bei den kolportierten 300 Mio. Dollar (248 Mio. Euro) f�r die Bilder habe es
sich um eine Sch�tzung des Wertes durch Experten gehandelt, und die Erben
w�ren sicher auch zu einem Verkauf zu einem niedrigeren Preis bereit
gewesen, so Schoenberg.

Schoenberg widerspricht Gehrer-Angaben

Dass die Erben nicht an die Republik verkaufen wollten, wenn diese den Kauf
�ber Sponsoren finanziert h�tte, wie Gehrer angegeben hatte, ist f�r
Schoenberg nur teilweise richtig.

"Wenn �sterreich das Geld ... wo sie wollen zusammengestellt h�tte, h�tten
wir kein Problem", so Schoenberg.

Die Entscheidung des Ministerrats

Der Ministerrat hatte am Donnerstag entschieden, dass �sterreich die
Klimt-Bilder "Adele Bloch-Bauer I", "Adele Bloch-Bauer II", "Der Apfelbaum",
"Buchenwald/Birkenwald" und "H�user in Unterach am Attersee" nicht ankauft.

Die Republik sehe keine M�glichkeit, aus dem Budget 300 Millionen Dollar
daf�r aufzubringen, hatte Gehrer nach der Regierungssitzung mitgeteilt -
mehr dazu in oe1.ORF.at.

Klimt-Bilder nur noch diese Woche

Die f�nf Klimt-Bilder werden nur noch diese Woche zu besichtigen sein. "Die
Bilder werden am Montag von uns abgeh�ngt", sagte der Direktor der
�sterreichischen Galerie Belvedere, Gerbert Frodl, am Freitag im Rahmen
einer Pressekonferenz zu einer neuen Ausstellung seines Hauses.

"Wir wissen noch nicht, wann und von wem sie abgeholt werden, das kann aber
sehr schnell gehen. Die Bilder werden vor der �bergabe von unseren
Restauratoren noch genau untersucht, und es werden abschlie�ende
Zustandsprotokolle gemacht", so Frodl.

Links:

Belvedere l�sst Bilder abh�ngen
"Ade, Adele" - �sterreichs Printmedien ergehen sich schon in einem Wettbewerb der Larmoyanz. Seit die Regierung auf den Ankauf der f�nf Klimt-Bilder aus dem Bloch-Bauerschen Erbe verzichtet hat, ist klar: Die f�nf Klimt-Bilder, darunter die "Goldene Adele", werden bald von den Erben geholt. Im Oberen Belvedere geht man auf Nummer sicher. Nur noch Samstag und Sonntag sind die Bilder zu sehen. Ein Besucheransturm ist zu erwarten und Sicherheitsexperten werden zwei bange Tage durchleben.

Letzte Tage im Belvedere
Die "Goldene Adele" wird bald von Experten unter die Lupe genommen.

� Die zu restituierenden Klimt-Bilder aus der �sterreichischen Galerie Belvedere sind nur noch dieses Wochenende zu besichtigen.

"Wir wissen noch nicht, wann und von wem sie abgeholt werden, das kann aber sehr schnell gehen", sagte Museumsdirektor Gerbert Frodl.

Museum geht auf Nummer sicher

Die f�nf Klimt-Gem�lde werden vor ihrer Abreise noch von Restauratoren untersucht. Vorsicht scheint im Moment angesagt: Die Bilder sollen in tadellosem Zustand �bergeben werden, um sich auf vor etwaigen Regressforderungen zu sch�tzen.

Dass die Bilder nur noch zwei Tage zu sehen sind, mag auch eine Sicherheitsma�nahme sein. Es ist auch ein Signal an die �ffentlichkeit, zumal ja im Moment Schlagzeilen wie "Ade, Adele" die Runde machen. Zu der zuletzt aufgeheizten Causa soll offenkundig ein Schlusspunkt gesetzt werden. Zwei Tage noch "Adele", dann sollen sich die Gem�ter beruhigen.

Wer Klimts "Adele"-Bilder so wie die drei anderen Werke noch sehen will, hat dazu nur noch bis Sonntag um 18.00 Uhr Zeit.

Indessen wurde nach dem von der Regierung verk�ndeten Verzicht auf einen Ankauf Kritik am Vorgehen der Republik laut: Es habe keinerlei Verhandlungen �ber einen Ankauf gegeben.

Schoenberg: Keine Gespr�che gef�hrt

Laut dem Anwalt von Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann, E. Randol Schoenberg, w�re der Preis von 300 Millionen Dollar (248 Mio. Euro) zum Ankauf der f�nf Gem�lde verhandelbar gewesen, sagte der Anwalt am Freitag im �1-Morgenjournal.

Es habe sich dabei um eine Sch�tzung des Wertes durch Experten gehandelt, die Erben w�ren sicher auch zu einem Verkauf zu einem niedrigeren Preis bereit gewesen. �sterreich habe den Kauf aber abgelehnt, ohne �berhaupt Gespr�che �ber Preise oder Konditionen gef�hrt zu haben.

"Gehrer-Aussage nur teilweise richtig"

Die Aussage von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (�VP), dass die Erben nicht an die Republik verkaufen wollten, wenn diese den Kauf �ber Sponsoren finanziert h�tte, sei nur teilweise richtig, korrigierte Schoenberg.

�sterreich habe die Erben gefragt, ob Sponsoren m�glich seien. "Wir sagten ja. Allerdings war das nicht Teil des jetzigen �bereinkommens, weil dieses lautete, die Republik kann die Gem�lde kaufen", erl�uterte Schoenberg im "Kurier".

Busek: "Gesamtpreis war irref�hrend"

Der ehemalige Wissenschaftsminister Erhard Busek, der f�r einen R�ckkauf pl�diert hatte, bezeichnete die Verbreitung des Gesamtpreises von 300 Mio. Dollar als "irref�hrend", da man ja nicht alle Gem�lde h�tte zur�ckkaufen m�ssen.

Kritik der Opposition

Gr�ne und SP� schossen sich erneut auf Gehrer ein. Gehrers bis zuletzt anders lautende Beteuerungen, alles zu unternehmen, um mit den Erben zu einer L�sung zu kommen, h�tten nur "der T�uschung der �ffentlichkeit" gedient, konstatierte der gr�ne Kultursprecher Wolfgang Zinggl.

Der Ruf �sterreichs, was die Restitution betrifft, werde auf diese Weise sicher nicht verbessert. "Totales Versagen" warf SP�-Kultursprecherin Christine Muttonen Gehrer vor. Gehrer habe in Sachen Klimt-Bilder "Gespr�chsverweigerung betrieben und alles vermurkst" und sei "als Ministerin nicht mehr tragbar".

�VP: "Rechtlich einwandfrei"

Die �VP reagierte auf diese Kritik mit Gelassenheit. Die Regierung sei rechtlich einwandfrei vorgegangen, betonte �VP-Kultursprecherin Andrea Wolfmayr, die sich eigentlich "Beifall f�r die Herstellung eines gerechten Zustandes" erwartet h�tte.

03. Februar 2006
19:17 � Kommentar der anderen: . . . und nun zu etwas ganz anderem
Vorschl�ge f�r einen w�rdigen Abschied von der goldenen Adele

Barbara Oberrauter, freie Autorin in Wien
� Adele Bloch-Bauer geht - und mit ihr geht auch der national-intellektuelle Kunstdiskurs und die gesamte �sterreichische Staatsr�son. Seid fest steht, dass die zwei Gem�lde von Adele uns gar nicht rechtm��ig geh�ren, ist ganz �sterreich der nationalen Klimt-Hysterie verfallen.

Wenn aber erst aufgeregte Kunst-Demos ihr tr�nenseliges Ende vor den Toren der Secession gefunden haben und die "Wir sind Klimt!"-Rufe der kunstliebenden Bev�lkerung (also aller, die das f�nfte Lebensjahr �berschritten haben) in den Weiten wienerischer Prachtboulevards verhallen, wird es Zeit, etwas gegen die generationen- und bundesl�nder�bergreifende Depression zu unternehmen, die das Land seit der Nachricht von Adeles Abschied nicht mehr losl�sst.

Eine M�glichkeit, dem Volk eine standesgem��e Verabschiedung der allseits geliebten "Adele Bloch-Bauer" zu erm�glichen, w�re die Auflage eines in goldgesprenkeltem Leder gehaltenen Kondolenzbuches in der Hofburg, um den darob kilometerlang anstehenden Menschenmassen Gelegenheit zu bieten, ihre Trauer in angemessene Worte zu fassen - "Geh mit Gott, aber geh", "Servus, pfiattgott und auf Wiedersehen" et. al. - und solcherart den Leidensdruck etwas zu mildern.

Doch damit wird es nicht getan sein. Zur nachhaltigen Behandlung postrestitution�rer Mangel- und Verlustgef�hle b�te sich eine staatstragendes Kunstprojekt unter dem Titel "Auch du bist Adele" an, bei dem Manfred Deix, Hermann Nitsch und Andr� Heller in einer Gemeinschaftspraxis anbieten, den gemeinen kleinen B�rger oder die B�rgerin gegen Bares in adelesker Gewandung zu portr�tieren.

Ausgestellt werden die Kunstwerke daraufhin im oberen Belvedere, um die leeren W�nde, die seit Adeles Abschied dort prangen, notd�rftig zu bedecken. Nicht nur Goldschmiede und alteingesessene Hutmacher aus der Wiener Innenstadt w�rden von dieser Ma�nahme profitieren, auch b�te sich dem geneigten Touristenauge neues Futter f�r die Minikameras, da Lichtempfindlichkeitsgr�nde nun nicht mehr vorgesch�tzt werden m�ssten, um nationales Kulturgut zu bewahren.

Um schlie�lich auch Jahrzehnte nach dem Abzug der goldenen Dame �ber den Ozean das Gedenken an unsere Adele nicht einschlafen zu lassen, engagiert die Kunstministerin Do&Ro und pr�sentiert in nur wenigen Monaten "Adele - das Musical". Heitere Melodien und stimmungsvolle Tanzeinlagen vers�hnen auch den letzten Trauerklo� mit dem bitteren Schicksal, das die nationale Identit�t so tiefgreifend ersch�ttert hat.

Des weiteren werden zu jedem Jahrestag kunstvolle Sujets auf den Rolling Boards befestigt, um das Andenken an Adele hochzuhalten: "25 Pieces of Adele". Adele mag gehen, aber sie wird auf ewig in unseren Herzen bleiben. (DER STANDARD, Printausgabe, 4./5.2.2006)

03. Februar 2006
13:38 � Anwalt: Regierung lehnte Kauf ohne Verhandlungen ab
Schoenberg: Preis w�re verhandelbar gewesen, Sponsoren doch m�glich - Gr�ne werfen Gehrer "T�uschung der �ffentlichkeit" vor

Wien - Der Anwalt von Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann, E. Randol Schoenberg, schlie�t nicht aus, dass der kolportierte Preis von 300 Millionen Dollar (248 Mio. Euro) zum Ankauf der f�nf zu restituierenden Klimt-Gem�lde verhandelbar gewesen w�re. Es habe sich um eine Sch�tzung des Wertes durch Experten gehandelt, und die Erben w�ren sicher auch zu einem Verkauf zu einem niedrigeren Preis bereit gewesen, sagte Schoenberg nach Angaben des �1-"Morgenjournals".

Der Anwalt zeigte sich zudem �berrascht, dass �sterreich den Kauf abgelehnt habe, ohne mit ihm verhandelt zu haben. Es habe �berhaupt keine Gespr�che gegeben, auch nicht �ber Preise oder Konditionen, erkl�rte der Anwalt in dem am Freitag ausgestrahlten Interview.

Kein Problem mit Sponsoren

Dass die Erben nicht an die Republik verkaufen wollten, wenn diese den Kauf �ber Sponsoren finanziert h�tte, wie Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) angegeben hatte, ist f�r Schoenberg nur teilweise richtig. "Wenn �sterreich das Geld ... wo sie wollen zusammengestellt h�tte, h�tten wir kein Problem."

Der Ministerrat hatte am Donnerstag entschieden, dass �sterreich die Klimt-Bilder "Adele Bloch-Bauer I", "Adele Bloch-Bauer II", "Der Apfelbaum", "Buchenwald" und "H�user in Unterach am Attersee" nicht ankauft. Die Republik sehe keine M�glichkeit, aus dem Budget 300 Millionen Dollar daf�r aufzubringen, hatte Gehrer nach der Regierungssitzung mitgeteilt.

"T�uschung der �ffentlichkeit"

Randol Schoenbergs Erkl�rung hat in �sterreich erneut Kritik an der Regierung ausgel�st - im Fokus steht dabei f�r Gr�ne wie SP� Elisabeth Gehrer. Der ehemalige Wissenschaftsminister Erhard Busek, der f�r einen R�ckkauf pl�diert hatte, nennt im "Kurier" von heute die Verbreitung des Gesamtpreises von 300 Mio. Dollar als "irref�hrend", da man ja nicht alle Gem�lde h�tte zur�ckkaufen m�ssen.

Gehrer habe offensichtlich von Anfang an "keinen m�den Cent an Frau Altmann �berweisen" wollen, konstatiert der Gr�ne Kultursprecher Wolfgang Zinggl in einer Aussendung. Ihre bis zuletzt anders lautenden Beteuerungen, alles zu unternehmen, um mit den Erben zu einer L�sung zu kommen, h�tten nur "der T�uschung der �ffentlichkeit" gedient. Der Ruf �sterreichs, was die Restitution betrifft, werde auf diese Weise sicher nicht verbessert.

"Alles vermurkst"

"Totales Versagen" wirft SP�-Kultursprecherin Christine Muttonen Gehrer vor. Was die Bundesregierung und besonders Ministerin Gehrer in Sachen Restitution der Klimt-Bilder geboten haben, sei ein "unw�rdiges Schauspiel". Gehrer habe in Sachen Klimt-Bilder "Gespr�chsverweigerung betrieben und alles vermurkst" und sei "als Ministerin nicht mehr tragbar" erneuerte Muttonen ihre R�cktrittsforderung. (APA)

�Die letzten Vertriebenen�

NS-Raubkunst. Die Parlamentsdebatte um die Klimt-R�ckgabe erhellt den Hintergrund des Regierungsbeschlusses, die Klimt-Gem�lde nicht anzukaufen.

Von Marianne Enigl

�Sie sind Teil des Verlustes, der 1938 begonnen hat, als Juden aus �sterreich fl�chten mussten, um nicht ermordet zu werden. Keiner von Adele Bloch-Bauers Familie und ihren Kreisen lebt mehr in �sterreich. Und daher ist es folgerichtig, dass jetzt auch ihre Bilder �sterreich verlassen. Sie sind so etwas wie die letzten Vertriebenen.� � So kommentierte Randol Schoenberg, der Anwalt der Bloch-Bauer-Erben, am vergangenen Freitag gegen�ber profil die Entscheidung der �sterreichischen Regierung, keines der Klimt-Gem�lde anzukaufen. �Es war�, so Schoenberg, �die richtige Entscheidung f�r �sterreich und die richtige Entscheidung f�r die Erben�.

Die Begleitt�ne im letzten Akt um die Klimt-Gem�lde wollte Schoenberg, dessen Gro�eltern selbst aus NS-�sterreich fl�chten hatten m�ssen, nicht weiter kommentieren. Sie wurden in aller �ffentlichkeit ge�u�ert, als das Parlament die Causa am vergangenen Donnerstag diskutierte. F�r Therezija Stoisits, Gr�n-Abgeordnete im �sterreichischen Nationalrat, war es eine der entlarvendsten Sitzungen, die sie in ihren f�nfzehn Jahren im �sterreichichen Parlament erlebt hat. Stoisits: �Die Botschaft war, `Die Juden haben f�r die Klimts zu viel verlangt und wir haben diesem Druck nicht nachgegeben`.� So, bedauert Stoisits, werde latente anti-j�dische Stimmung gesch�rt.

Nach siebenj�hriger Auseinandersetzung hatten �sterreich und die Bloch-Bauer-Erben sich auf ein Schiedsgericht geeinigt, das �ber eine R�ckgabe entscheiden sollte. F�r den Fall der Restitution der f�nf Klimts hatte man ein �alleiniges Vorkaufsrecht f�r die Republik �sterreich� vereinbart. Der Wunsch nach dieser Vereinbarung war ausdr�cklich von �sterreichs Anw�lten gekommen.

In der Parlamentssitzung vergangene Woche reichten Bildungsministerin Elisabeth Gehrer dann zwei S�tze als Begr�ndung, die f�nf Gem�lde Gustav Klimts aus NS-Raubkunst-Bestand nicht anzukaufen. Gehrer: �Wir haben uns in der letzten Woche sehr bem�ht, f�r die Klimt-Bilder Sponsoren zu finden. Wir haben keine Sponsoren gefunden, die bereit waren, einen Betrag von 300 Millionen Dollar aufzubringen.�

Zum Schicksal des vor den Nazis aus �sterreich gefl�chteten Industriellen Ferdinand Bloch-Bauer, aus dessen Sammlung die Klimts in der NS-Zeit in die �sterreichische Galerie verbracht worden waren, fand die Ministerin vor den Abgeordneten kein einziges Wort. Stattdessen nutzte sie die Gelegenheit, nochmals von �sterreichs Eigentum zu sprechen: �Ich kann nicht Verm�genswerte, die den �sterreichern und �sterreicherinnen geh�ren, einfach auf Gutd�nken weggeben.� � Das, so Gehrer, habe sie Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann am Beginn von deren R�ckgabebem�hungen vor nunmehr sieben Jahren erkl�rt.

In das von Therezija Stoisits wiedergegebene Stimmungsbild passte auch die Wortmeldung, mit der den Erben des Vertriebenen die Schuld daran zugewiesen wurde, dass drei Landschaften Klimts und die beiden Portr�ts von Adele Bloch-Bauer diesen Montag in der �sterreichischen Galerie abgeh�ngt werden. Magda Bleckmann, BZ�: �Der letzte Wille der Frau Bloch (sic) war, im Belvedere zu h�ngen mit ihren Gem�lden. Dass sie das nicht mehr kann, haben die Erben zu verantworten und sicherlich nicht wir.� � Bleckmanns eigene Vorfahren hatten sich nach 1945 wegen des Tatbestands der �Arisierung� zu verantworten gehabt. Mitglieder der Familie waren als Angeh�rige der SA-Brigade Nummer sechs, des sogenannten �Industriesturms�, in einem Volksgerichtsprozess 1948 namhaft gemacht worden (profil 41/02).

Am 17. J�nner hatte ein Schiedsgerichts seinen Spruch ver�ffentlicht, dass Adele Bloch-Bauers letztwillige �Bitte� f�r �sterreich keinen Eigentumsanspruch begr�ndet hat und die Bilder zur�ckzustellen sind. Als einer der ersten hatte sich damals sofort der Direktor des Kunsthistorischen Museums Wilfried Seipel zu Wort gemeldet und den Wert der Gem�lde gegen�ber der Austria Presse Agentur auf �mehrere hundert Millionen Euro f�r alle Bilder, bei 100 Millionen oder mehr allein f�r Adele Bloch-Bauer I� gesch�tzt.

Eben diese Summen � gesamt rund 255 Millionen Euro � nannte dann als Verhandlungsbasis auch der Anwalt der Erben. Schoenberg: �Als n�chstes h�tte �sterreich seine Vorstellungen bekannt geben k�nnen, aber das ist nicht mehr geschehen.�

Ein Gespr�chstermin �ber langfristige Kredite, wie Raiffaisen-Generalanwalt Christian Konrad und Walter Rothensteiner, Chef der Raiffaisen Zentralbank, sie zur Finanzierung eines Ankaufs der Bilder vorgeschlagen hatten, war seitens des Bildungsministeriums abgesagt worden. Am Tag der Parlamentsdebatte wurde die ausgehandelte Ankaufsoption von Ressortchefin Gehrer dann im �-1-Mittagsjournal ins Reich der Fantasie verwiesen: �Dass wir es nicht direkt kaufen, war von vorn herein klar.�

Letzte Tage im Belvedere
Die "Goldene Adele" wird bald von Experten unter die Lupe genommen.

� Die zu restituierenden Klimt-Bilder aus der �sterreichischen Galerie Belvedere sind nur noch dieses Wochenende zu besichtigen.

"Wir wissen noch nicht, wann und von wem sie abgeholt werden, das kann aber sehr schnell gehen", sagte Museumsdirektor Gerbert Frodl.

Museum geht auf Nummer sicher

�ffnungszeiten wie gehabt

Die Galerie entschied sich trotz des regen Andrangs, der am Freitag vor den Bildern herrschte, jedenfalls gegen verl�ngerte �ffnungszeiten. Wer Klimts "Adele"-Bilder so wie die drei anderen Werke noch sehen will, hat dazu nur noch bis Sonntag um 18.00 Uhr Zeit.

Indessen wurde nach dem von der Regierung verk�ndeten Verzicht auf einen Ankauf Kritik am Vorgehen der Republik laut: Es habe keinerlei Verhandlungen �ber einen Ankauf gegeben.

Schoenberg: Keine Gespr�che gef�hrt

"Gehrer-Aussage nur teilweise richtig"

Busek: "Gesamtpreis war irref�hrend"

Kritik der Opposition

�VP: "Rechtlich einwandfrei"

Elisabethstra�e: "Alle Trickregister gezogen"

Die Erben Bloch-Bauer k�mpfen um die Elisabethstra�e 18 und das Palais Ferdinand

Der Republik �sterreich droht in einem weiteren Verfahren gegen die Erben von Ferdinand Bloch-Bauer die n�chste Niederlage. Die f�r die Restitution von Liegenschaften im �ffentlichen Besitz zust�ndige Schiedsinstanz wird bald �ber die R�ckgabe des Palais Elisabethstra�e 18 in der Wiener Innenstadt entscheiden.

Palais Elisabethstra�e

"Die Republik hat nach 1945 alle Trickregister gezogen, um die Immobilie nicht zur�ckgeben zu m�ssen", sagt der Salzburger Rechtsprofessor und Rechtsexperte der Historikerkommission, Georg Graf. Er hat im Auftrag von Randol Schoenberg, Anwalt der Erben Bloch-Bauer, ein Gutachten erstellt. Dieses f�llt nicht nur sachlich negativ f�r die Republik aus, sondern auch moralisch besch�mend.
Die Erben hatten 1956 einen Vergleich mit der Republik geschlossen. Sie erhielten 3300 Aktien an der �sterreichischen Zuckerindustrie AG zur�ck, deren Aktion�r Ferdinand Bloch-Bauer war, bezahlten daf�r einen laut Gutachten "betr�chtlichen Betrag" und verzichteten auf die R�ckstellung des Palais.
Ist ein Vergleich geschlossen, wird eine R�ckgabe nur m�glich, wenn der Vergleich "extrem ungerecht" war. War er, meint Graf. Er wirft der Republik wiederholt "Rechtsmissbrauch" vor.

�BB-Sitz

Um an das Verm�gen zu kommen, hatten die Nazis ein Steuerstrafverfahren gegen Bloch-Bauer begonnen. Damit er die angeblichen Steuerschulden samt Strafe bezahlen konnte, musste Bloch-Bauer das Palais billig an die Deutsche Reichsbahn verkaufen. Heute geh�rt es der �BB-Infrastruktur AG. Die Finanzprokurator beruft sich heute noch auf die Berichte des damaligen Steuergutachters, des fanatischen Antisemiten und begeisterten Nazis Guido Walcher.
Die Republik habe "den Fortbestand einer Steuerforderung" begr�ndet, "nicht zum Zwecke der Steuergerechtigkeit, sondern ausschlie�lich um die R�ckstellungsanspr�che der Erben abzuwehren", stellt Graf fest. Sein Schluss: Die Republik ist zur R�ckgabe des Palais verpflichtet.

Vertraulichkeit

Martin Windisch, zust�ndiger Vertreter der Finanzprokuratur, beruft sich auf die Vertraulichkeit des Verfahrens, meint aber: "Es wurde ein relativ gro�er Pauschalvergleich geschlossen. Die Idee, auf das Palais zu verzichten und daf�r die strittigen Aktien zu erhalten, kam damals vom Rechtsvertreter der Erben".
In Tschechien versuchen die Erben, vom Staat das Palais Ferdinand bei Prag zu bekommen. Dort hatte sich nach der Enteignung Reinhard Heydrich einquartiert, der als Leiter des Reichssicherheitshauptamtes den NS-Apparat f�r den Holocaust perfektionierte.

Artikel vom 02.02.2006 |KURIER-Printausgabe |Andrea Hodoschek

"Ich hoffe auf den Markt"

Hofft noch: Gebert Frodl, Direktor der �sterreichischen Galerie

"Es ist ein Jammer. Klimt kann jetzt nicht mehr l�ckenlos gezeigt werden." � Entt�uscht von der Entscheidung die Klimt-Bilder nicht zu kaufen, zeigt sich Gerbert Frodl, der Direktor der �sterreichischen Galerie, dem noch-Aufenthaltsort der Kunstwerke. Besonders schmerzt ihn der Abgang der beiden Adele-Portr�ts: "Die Familie Bloch-Bauer war f�r die Kulturgeschichte von Wien um 1900 sehr wichtig. Mit den Portr�ts geht auch der Name Bloch-Bauer aus Wien."
Ganz verabschiedet hat sich Frodl von den Klimts aber noch nicht. "Ich hoffe noch auf den Kunstmarkt."

"Insgesamt eine Schande"

Kunsthallendirektor Gerald Matt nennt den Vorgang "insgesamt eine Schande". Er verlangt, dass "jetzt Zeichen f�r die zeitgen�ssische Kunst gesetzt werden."
Verst�ndnis f�r die Entscheidung der Regierung zeigt der Direktor des Kunsthistorischen Museums Wilfried Seipel: "Ein Ankauf aus Steuergeldern w�re unverantwortlich gewesen."
Der Preis hat auch engagierte Kaufbef�rworter befremdet. Der Sammler Karl-Heinz Essl findet es "schade, dass die Bilder gehen, aber die Welt bricht nicht zusammen". Bei dem Preis sei die Entscheidung verst�ndlich.
�hnlich reagiert der Industrielle Hannes Androsch. "Zu dem Preis war es nicht vertretbar." Der Chef der Wiener St�dtischen Versicherung, G�nter Geyer, hat einen Wunsch: Die Klimt-Bilder sollten "�sterreich als eine Art Kulturbotschafter dienen".

Artikel vom 02.02.2006 |KURIER-Printausgabe

�sterreich trat nicht in Verhandlungen

Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann "hatte gehofft, einen Weg zu finden, wo die beiden Portr�ts in �sterreich bleiben".

Wien - Maria Altmann hat den Beschluss der �sterreichischen Regierung, die Klimt-Bilder nicht anzukaufen, bedauert. In der "ZIB 2" sagte Altmann, sie sei "ein bi�l traurig. Ich hatte gehofft, einen Weg zu finden, wo die beiden Portr�ts in �sterreich bleiben". Es habe aber "leider gar keinen Vorschlag von den �sterreichern gegeben. Die haben nur wollen, dass wir ihnen was sagen. Das habe ich nat�rlich dem Anwalt �berlassen. Das waren tolle Angebote hier in Amerika. Aber wir haben die �sterreicher gebeten, einen Vorschlag zu machen", so Altmann.

Preis w�re vielleicht verhandelbar gewesen

E. Randol Schoenberg, Altmanns Anwalt, schlie�t nicht aus, dass der kolportierte Preis von 300 Millionen Dollar (248 Mio. Euro) zum Ankauf der f�nf zu restituierenden Klimt-Gem�lde verhandelbar gewesen w�re. Es habe sich um eine Sch�tzung des Wertes durch Experten gehandelt, und die Erben w�ren sicher auch zu einem Verkauf zu einem niedrigeren Preis bereit gewesen, sagte Schoenberg nach Angaben des �1-"Morgenjournals".

�sterreich trat nicht in Verhandlungen

"Verlorene Chance f�r �sterreich"

Der Kunsthistoriker Artur Rosenauer, Mitglied des Restitutionsbeirats, sagte in der gestrigen "ZIB 2" des ORF, es sei ein "grober Fehler", dass �sterreich die Klimt-Bilder nicht ankaufe. "Ich f�rchte, man wei� nicht, worauf man verzichtet". Die Bilder "werden nie mehr auf den Kunstmarkt kommen, die Chancen f�r �sterreich ist absolut verloren".

Der Bildhauer Erwin Wurm meinte, er habe den Eindruck, dass die Regierung die Bilder gar nicht wirklich kaufen wollte. "Es war von vornherein klar, dass sie die Bilder nicht wollten. Es war ein Taktieren, ein Versuch, gut dazustehen - wir h�tten ja, wenn wir gekonnt h�tten. Die wollten nicht". Allerdings sagte Wurm, auch wenn es finanziell m�glich gewesen w�re und "auch wenn sie den guten Willen gehabt h�tten, h�tten sie es nicht tun sollen. Das Geld w�re der Gegenwartskunst, der Bildenden Kunst, der Musik, der Literatur verloren gegangen".

Kolportierter Preis realistisch

Die kolportierten Preise f�r die f�nf Klimt-Bilder mit mehr als 250 Millionen Euro halten sowohl Rosenauer als auch Wurm f�r realistisch. Beide k�nnen sich vorstellen, dass bei Auktionen diese H�hen erzielt werden.

Dichand: "Nicht einmal die H�lfte wert"

F�r Hans Dichand, H�lfteeigent�mer der "Kronen Zeitung" und einer der wichtigsten Klimt-Sammler �sterreichs, sind die f�nf zu restituierenden Klimt-Bilder "sicher keine 230 Millionen Euro wert". "Ich glaube, lediglich das 'Gold-Bild' ist vielleicht 30 bis 40 Millionen wert, die anderen vier vielleicht jeweils zwischen f�nf und zehn Millionen, zusammen also nicht einmal die H�lfte der genannten Summe", so Dichand laut Vorabmeldung des am kommenden Montag erscheinenden Magazins "Unsere Stadt".

"Aber ich verstehe, dass Frau Altmann jetzt den maximalen Preis erzielen will", sagt Dichand, "Ich kenne Frau Altmann nicht. Aber wie sie sich in der Angelegenheit verhalten hat, empfinde ich positiv. Auch dass sie die Bilder zur�ckbekommen hat. Sie hat lange warten m�ssen. Daf�r sind die Bilder inzwischen im Wert sehr gestiegen."

Artikel vom 03.02.2006 |apa |hp

Klimt:
Bilder werden am Montag abgeh�ngt
VON BARBARA PETSCH (Die Presse) 04.02.2006
Klimt-Gem�lde werden Montag abgeh�ngt. Weiter Debatte um R�ckkauf-Absage.
War Abbruch der Gespr�che ein Missverst�ndnis?
"Die Bilder werden am Montag abgeh�ngt. Wir wissen noch nicht, wann und von
wem sie abgeholt werden", erkl�rte am Freitag vor Journalisten der Direktor
der �sterreichischen Galerie, Gerbert Frodl. "Die Gem�lde werden vor der
�bergabe von unseren Restauratoren untersucht. Es wird abschlie�ende
Zustandsprotokolle geben."
� Zu den Sternen am Himmel kommen noch f�nf dazu.
Es gibt Momente, die Sie niemals vergessen werden. So wie der Aufenthalt in
einem unserer Gold-Hotels. Kommen Sie mit!

"Betr�blich und besch�mend" ist die Causa Klimt f�r den Kunsthistoriker,
Kunsth�ndler und Schriftsteller Wolfgang Georg Fischer abgelaufen. Fischer
(72) ist Klimt-und Schiele-Experte, er hatte eine Galerie in London und war
vor Frodl als Direktor im Belvedere im Gespr�ch. "Die Goldene Adele ist die
Mona Lisa von �sterreich! Der Verlust ist unersetzlich", so Fischer. Anders
als Krone-Herausgeber und Sammler Hans Dichand h�lt Fischer den Wert der
Gem�lde nicht f�r stark �bersch�tzt: "200 Mio. � sind m�glich. Allein Adele
I k�me auf Sch�tzwerte von 75-95 Mio. �. Solche Bilder kommen ja nicht mehr
auf den Markt. Bei den Landschaften sieht es anders aus. Da gibt es
Richtwerte, 30 Mio. �, nachdem die letzten Landschaften 24 Mio. � erzielt
haben. Die bunte Adele liegt wohl dazwischen."

Die Regierung, so Fischer, habe die Verhandlungen mit Erben-Anwalt Randol
Schoenberg viel zu fr�h abgebrochen: "Diese ganze Debatte im Parlament:
ungusti�s. Was fehlt, sind heute weise Staatsm�nner statt Politikern, die
blo� kurzsichtig nach der n�chsten Wahl schielen!" Schoenberg sei
missverstanden worden. Er habe gewiss nur gemeint, dass er die Gespr�che mit
der Regierung f�hre, nicht mit privaten Sponsoren, er h�tte sicher weiter
verhandelt, meint Fischer. Insider sagen, dass Schoenberg in der Tat
�berrascht worden sei vom pl�tzlichen Abbruch der Verhandlungen. Schoenberg
selbst erkl�rte im ORF: Der Preis (250 Mio. �) w�re verhandelbar gewesen:
"Es ist noch keine Entscheidung �ber die n�chsten Schritte gefallen. Alle
Optionen sind auf dem Tisch. Nur die Republik will nicht verhandeln", mailte
Schoenberg am Freitag der "Presse". Mit-Erbin Maria Altmann meinte
Donnerstagnacht in der ZIB: "Ich hatte gehofft, einen Weg zu finden, dass
die beiden Portr�ts in �sterreich bleiben."

"�sterreich wei� nicht, worauf es verzichtet", warnte der Kunsthistoriker
Arthur Rosenauer, Mitglied des Restitutionsbeirates. Die Opposition
kritisiert weiter Ministerin Gehrer: Sie habe mit "ihrer erfolglosen
Spekulationsstrategie der Regierung eine Total-Niederlage eingefahren", so
Gr�nen-Kultursprecher Zinggl. "Versagen" warf SP-Kollegin Muttonen Gehrer
vor. Sie habe "Gespr�chsverweigerung betrieben und alles vermurkst". Wenig
ist in der bisherigen Debatte die Frage eines wieder aufkeimenden
Antisemitismus behandelt worden. Wolfgang Fischer, selbst Jude und Emigrant,
dazu: "Es klingt masochistisch, aber ich m�chte am Stammtisch in Goisern
gern ein M�uschen sein." Im Wahljahr h�tten solche �berlegungen wohl eine
Rolle gespielt, "was aber nichts an der elendiglichen Performance der
Regierung �ndert. Niemand ist aufgestanden und hat gesagt: ,Wir treiben die
M�zene und Sponsoren schon auf.' Als Patriot und �sterreicher finde ich das
h�chst schmerzlich!" Ein "Missverst�ndnis" sei die negative Beurteilung der
Finanzprokuratur: "Das sind Anw�lte. Sie beraten den Klienten. Die
Entscheidung liegt bei ihm, also hier bei der Regierung, der Republik."

Sollte man das Restitutionsgesetz �ndern, einen Rechtsanspruch auf
Restitution verankern? Fischer: "Das muss man von Fall zu Fall entscheiden,
eben um zu vermeiden,

Gegengift:
Hello goodbye, Adele eins und zwei
NORBERT MAYER (Die Presse) 04.02.2006

Jetzt geht es in die Energieferien, man darf neuen Mut sch�pfen, das ist gut
so nach enervierenden ��Wochen f�r die Abteilung Kunst in diesem Haus.
Hektisch war es bisher 2006, bei all den Gest�ndnissen von
Saliera-Trickdieben, beim Schieds-Gerangel um f�nf Klimtbilder. Im
Feuilleton, das ber�chtigt daf�r ist, sich im J�nner zur�ckzuziehen, um
Freud zu lesen oder Gesualdo zu h�ren, ging es zuweilen zu wie in der
Power-Abteilung Chronik. Wir hatten sogar Umgang mit Ministerinnen und
Polizei-Oberwachtmeistern. Recherche la Gehrer, lautete die Devise.

Wegen so viel Unbill, ich muss es gestehen, bin ich gar nicht dazugekommen,
mich von der Goldenen Adele zu verabschieden. Dabei geh�re ich nicht zu
jenen, die jetzt behaupten, es sei ohnehin recht, dass dieses �bersch�tzte
Bild nach Los Angeles gekarrt wird. Adele ist mir zuletzt geradezu ans Herz
gewachsen. Fr�her, in der Studentenzeit, war sie f�r mich ganz einfach ein
nettes Postkartenmotiv �berspannter Kunsthistorikerinnen, eine der vielen
Wiener Gesellschaftsdamen, die Gustav Klimt vor den Pinsel gekommen waren.

Jetzt aber hat Frau Bloch-Bauer eine Geschichte, bei der es mich besch�mt,
dass ich zuvor bei all dem Glanz gar nicht viel �ber die Herkunft des Bildes
reflektiert hatte. Dem unerm�dlichen Hubertus Czernin ist es zu verdanken,
dass nicht nur die goldene Vorderseite dieses Bildes pr�sent bleibt, sondern
die dunkle R�ckseite, das Sch�bige unserer kleinen Republik. Einen goldenen
Orden f�r diesen Mann!

Es war zuletzt viel von der Wertsteigerung der Klimtbilder die Rede. Das
sollte man nicht nur finanziell sehen. Adele eins und zwei sind nunmehr
allein deshalb wertvoller f�r uns alle, weil ihre Geschichte durch den
Prozess reicher geworden ist. Kunst bedeutet vor allem das sinnliche
Scheinen der Idee. Deshalb ist es unwesentlich, von Adele tr�nenreich
Abschied zu nehmen. Man kann sie ja, um vollends pathetisch zu werden, wie
eine liebe Bekannte im Herzen tragen. Es reicht doch, sich dar�ber zu
freuen, dass sie andernorts willkommen gehei�en werden kann.

In Indien, sagt man, sei ein Mensch erst dann tot, wenn der letzte
�berlebende aufgeh�rt hat, an ihn zu denken. So endet man im Nihilismus,
aber die positive Vorstufe dazu ist das Erinnern. Diese Sentimentalit�t ist
eine sehr pers�nliche Sache. Mancher ist vielleicht traurig dar�ber, dass im
Burgtheater zum letzten Mal "Maria Stuart" mit Elisabeth Orth gespielt wird,
ein anderer, dass das Video-Band mit dem olympischen Sieg Franz Klammers in
Innsbruck 1976 immer mehr graue Schlieren bekommt. Mich betr�bt es, dass die
wundersch�nen und zugleich abgr�ndigen Goya-Gem�lde wieder zur�ck nach
Madrid gehen. Wie oft besucht man denn wirklich den Prado?

Manche Kunstwerke liegen viel n�her und bleiben unerreicht. Wie gro� ist die
Chance, dass ich noch einmal D�rers Hasen sehe? Beide sind wir schon leicht
l�diert, aber ich f�rchte, das lichtempfindliche Tier wird es l�nger in
seinem optimierten Depot aushalten, als mir lieb ist. Wie viele Liebhaber
der k�nstlichen Fauna haben heute wohl an D�rers sinnliches Scheinen der
Hasenheit gedacht? 200 Millionen? 250? Was war ihnen der Gedanke wert?
Hoffentlich ein wenig mehr als schierer Nationalstolz.

norbert.mayer@diepresse.com

Der Standpunkt: Abschied ohneeine Tr�ne

03. Februar 2006

HEDWIG KAINBERGER

�sterreichs Bundesregierung hat die Verhandlungen �ber den Kauf der Bilder
von Gustav Klimt abgebrochen. Wem Kunst in �sterreich und die R�ckgabe von
Raubkunst aus der NS-Zeit ein Anliegen ist, wird dies mit Erleichterung zur
Kenntnis nehmen.

Daf�r gibt es zwei Gr�nde. Erstens: 250 Millionen Euro f�r die f�nf Bilder
zu zahlen, w�re ein Affront gegen alle Besucher, Mitarbeiter und Direktoren
der staatlichen Museen, die seit Jahren �ber l�cherlich geringe
Ankaufsbudgets verf�gen.

Wie irrsinnig der Betrag von 250 Mill. Euro f�r f�nf Bilder ist, zeigen
Vergleiche: Das nicht als Schn�ppchenladen bekannte Auktionshaus Christie's
pr�sentierte am Mittwoch in New York das Bild eines Malers, dessen Werke
nicht die billigsten sind: Vincent van Gogh. F�r dessen nicht unwichtiges
Gem�lde der "Madame Ginoux" lautet der Sch�tzwert 33 Millionen Euro. Oder:
Unter den zehn teuersten, jemals versteigerten Bildern ist bisher keines von
Gustav Klimt.

Um festzustellen, welchen Marktwert jedes der f�nf Bilder hat, wird es also
kl�ger sein, eine Versteigerung abzuwarten, als sich auf Gutachten und
Forderungen der jetzigen Anbieter einzulassen.

Der zweite Grund ist noch wichtiger: Dem Schiedsspruch zufolge sind die f�nf
Bilder nicht rechtm��iges Eigentum der Republik. Wer etwas hat, das ihm
nicht zusteht, soll es zur�ckgeben - egal ob es 2,5 oder 250 Millionen Euro
wert ist. Der Entschluss dazu soll freim�tig und tats�chlich umgesetzt und
nicht durch Vorkaufsrechte, Verhandlungsoptionen oder irgendwelche Vorrechte
verw�ssert werden.

� SN.