Klimt-Bilder: Erbin Maria Altmann gegen Gehrer und šsterreichischen
Antisemitismus
"HŠtte Ministerin Gehrer gewusst, dass die Klimts unter das
Restitutionsgesetz fallen, hŠtte sie dieses Gesetz1998 niemals
verabschiedet." So kommentiert Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann in einem
GesprŠch fŸr die aktuelle NEWS-Ausgabe die Verteidigungslinie der
Bundesregierung gegen die immer schŠrferen Angriffe in der Klimt-Causa.
Seit
dem Urteil des Schiedsgerichtes sei der Antisemitismus in …sterreich
wieder
gewachsen: " Ich glaube nicht, dass der Antisemitismus je aufgehšrt
hat. Die
jŸngsten Entscheidungen machen ihn noch Šrger."
Altmann zeigt im NEWS-GesprŠch VerstŠndnis dafŸr, dass sich Umfragen
zufolge
zwei Drittel der …sterreicher gegen den Ankauf der Bilder durch den
Staat
erklŠren: " Nun, ich kann das schon verstehen. Sie sagen, es gibt so
viele
arme Leute, warum soll man so viel Geld fŸr Bilder ausgeben? Anderseits
muss
man unsere Seite auch sehen. Wir wollen die Bilder in …sterreich sehen,
aber
nach all diesen Jahren einen fairen Preis fŸr sie erzielen. HŠtten
sie die
Sache vor sieben Jahren ernst genommen, hŠtte …sterreich sich viel
erspart.
Dabei habe ich Gehrer einen so netten Brief geschrieben! Ich habe darin
gesagt, dass ich als letzte Bloch-Bauer zusehen werde, dass das PortrŠt
…sterreich nie verlŠsst. Und dann hat sie es abgestritten, dass sie
mich je
kennen gelernt hat. Ich meine, ich war damals 83. So was macht man
doch
nicht mit einer alten Frau!"
Auf Geld zu verzichten, damit die Bilder in …sterreich bleiben kšnnen,
schlie§t Altmann im NEWS-GesprŠch aus: "Nein. Das kšnnte ich niemals
allein
bestimmen, denn ein Gro§teil des Geldes gehšrt ja dem Randy Schoenberg.
Er
hat fast sieben Jahre auf Beteiligungsbasis daran gearbeitet!"
Sie selbst werde kein Geld aus dem Erlšs der Bilder fŸr sich verwenden.
"Es
krŠnkt mich sehr, dass man in …sterreich glaubt, ich bin eine habgierige
JŸdin. Dabei habe ich nicht vor, irgendwas von dem Geld fŸr mich zu
verwenden. Es wird in Stiftungen gehen und an KŸnstler. Ich werde der
Los
Angeles Oper einiges spenden. Ich sage immer, die grš§te Gefahr fŸr
meine
Kinder ist der Pl‡cido Domingo." Eine Spende an die Wiener Staatsoper
hŠlt
Maria Altmann fŸr sinnvoll: "Wenn ichÕs mir so recht Ÿberlege, wŸrde
ich
gerne eine Spende zum Angedenken an meinen Mann Fritz machen, der ja
OpernsŠnger werden wollte. FŸr mich selbst werde ich nichts kaufen.
Das Haus
wird nicht renoviert. Vielleicht lasse ich einen neuen Teppich legen,
weil
meine Tochter das so will, aber ich finde nicht einmal das notwendig."
Noch mehr Infos finden Sie in der aktuellen Ausgabe von NEWS!
Klimt-Bilder: Verhandlungen stehen an der Kippe
†bersicht
Die Verhandlungen um die fŸnf Klimt-Bilder aus der šsterreichischen
Galerie Belvedere stehen an der Kippe: Der Anwalt von Bloch-Bauer-Erbin
Maria Altmann, E. Randol Schoenberg, hat in einer E-Mail eine "weitere
Verzšgerung" durch die Republik …sterreich beklagt und ist der Ansicht,
dass …sterreich "seine Option, die Bilder zu kaufen, nicht ausŸben wird".
Eine fŸr heute Abend vereinbarte †bermittlung der šsterreichischen Verhandlungsposition zu den fŸnf Klimt-Bildern sei von der Republik auf morgen verschoben worden, so Schoenberg. Morgen jedoch sei die Siebentagesfrist fŸr Verhandlungen bereits vorbei und …sterreich breche die Optionsvereinbarung, meint der Anwalt.
Finanzprokuratur widerspricht
Die Finanzprokuratur, die die Republik …sterreich vertritt, betonte gegenŸber der APA, dass die Frist fŸr die Verhandlungen erst morgen endet.
Es sei "daher unrichtig, von einer 'weiteren Verzšgerung' zu sprechen, und besteht fŸr eine solche Annahme einer Verzšgerung innerhalb eines offenen Verhandlungszeitraums auch gar kein Anlass", meinte Gottfried Toman von der Finanzprokuratur.
"Gehrer soll handeln"
Schoenberg meinte nun, dass die Republik "keine Vorstellung hat, was zu tun ist, und zu keiner Entscheidung kommen kann". Der Anwalt glaubt, dass Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (…VP) "wei§, dass sie sich nie leisten kšnnte, die Option zu nŸtzen, die GemŠlde zu einem fairen Marktpreis zu kaufen". Es gehe nun um die Entscheidung, "jetzt die Wahrheit zu sagen oder die Sache drei Monate lang weiterzuziehen" und damit Zeit und Geld fŸr Verhandlungen zu "verschwenden".
Gehrer solle "ihrem Instinkt folgen" und bekannt geben, dass "…sterreich
seine Option, die Bilder zu kaufen, nicht ausŸben wird". Das wŠre das Beste
fŸr die Erben und fŸr …sterreich.
Dutzende Millionen Euro Erfolgshonorar fŸr US-Anwalt
VON ANNE-CATHERINE SIMON (Die Presse) 02.02.2006
Gehrer soll Abholung der Bilder erlauben, fordert Randol Schoenberg.
Gehrer solle "ihrem Instinkten folgen und erklŠren, dass die Erben
die Bilder abholen kšnnen", fordert US-Anwalt Randol Schoenberg am Mittwoch
in einem Schreiben an die "Presse". FŸr Schoenberg steht fest, dass …sterreich
keines der zu restituierenden Klimt-GemŠlde kaufen werdeÊ- selbst wenn
Ministerin Gehrer heute noch erklŠre, dass sie auf der Grundlage seines
Angebots verhandeln wolle. Gehrer wisse, dass sie die Bilder niemals zu
einem fairen Marktpreis erwerben kšnne, erklŠrte Schoenberg. Es gehe nur
noch darum, die Wahrheit zu sagen oder weiter "Zeit und Geld zu verschwenden".
Von wo auch immer _ bald werden sagenhafte Summen an die Erben flie§en.
Aber nicht nur an sie: US-Anwalt Randol Schoenberg, der drei Viertel der
Erben vertritt, fŠhrt die reichste Ernte ein. Dem Vernehmen nach kassiert
der Enkel des Komponisten Arnold Schšnberg 40 Prozent des Erlšses als Erfolgshonorar.
255 Millionen Euro erwartete sich Schoenberg zuletzt von …sterreich fŸr
sŠmtliche fŸnf Klimt-Bilder (das Doppelte des noch im Jahr 2000 in der
Klage angegebenen Streitwerts). Sein Anteil betrŸge in diesem konkreten
Fall 76 Millionen Euro, weit mehr als die KlŠgerin Maria Altmann erhŠlt
_ sie ist mit 25 Prozent beteiligt.
Honorardiskussion "nicht angebracht"
In den USA sind Erfolgshonorare ("contingency fees"), die sich am Wert
des Streitobjektes orientieren, in Schadenersatzfragen Ÿblich. In …sterreich
sind sie verboten. Randol Schoenberg wollte die Honorarhšhe nicht nŠher
kommentieren: "Ich halte es nicht fŸr angebracht, mein Honorar zu diskutieren."
†blicherweise betrŠgt das Erfolgshonorar zwischen 20 und 30 Prozent,
sagen Experten. Bei Hochrisiko-FŠllen kšnnen bis zu 40 oder gar 50 Prozent
vereinbart werden. Die Causa Bloch-Bauer fŠllt in diese Kategorie. Sie
galt nach Ÿberwiegender Expertenmeinung als aussichtslos, als Randol Schoenberg
sich ihrer im Jahr 1998 annahm. Ohne seine Beharrlichkeit hŠtten die Erben
ihre Bilder wohl nie zurŸckerhalten. Der 39-jŠhrige Kalifornier hat prominente
Kunden wie Michael Jackson oder Kim Basinger vertreten, er konnte es sich
leisten zu investieren. US-amerikanische Prozesse seien oft besonders teuer,
weil die Beweiserhebung im Vorfeld extrem aufwendig sei, erklŠrt der Wiener
Jurist August Reinisch. "Schon da entstehen astronomische Kosten."
"Der wird jetzt furchtbar reich, aber er verdient es", sagte Maria
Altmann in einem Interview mit der "Schweizer Weltwoche" vom 19.#JŠnner.
Schoenbergs Honorarbeteiligung sei auch ein Grund, warum sie …sterreich
keinen Rabatt fŸr die Bilder gewŠhren kšnne: "Das kšnnte ich niemals allein
bestimmen." Sie selbst will ihren Anteil nicht fŸr sich behaltenÊ- "weil
ich nicht wŸsste, wofŸr". Viel Gutes wolle sie tun, der jŸdischen Gemeinde
in Wien etwas geben und Kunstschaffende unterstŸtzen. Im heutigen "News"
bekrŠftigt Maria Altmann ihr Vorhaben. Das Geld werde in Stiftungen und
an KŸnstler gehen, auch eine Spende an die Wiener Staatsoper halte sie
fŸr sinnvoll. "Vielleicht lasse ich einen neuen Teppich legen, weil meine
Tochter das so will, aber ich finde das nicht einmal notwendig."