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Klimt paintings removed from Austrian gallery after threat
Jan 20, 2006, 11:16 GMT
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Vienna - Five priceless Gustav Klimt paintings have been removed from
exhibit after an anonymous threat to destroy them, the Austria Gallery in
Vienna's Belvedere Palace said Friday.

The threat had been in a mail to U.S. lawyer Randol Schoenberg, acting for
the owner of the paintings Maria Altmann.

The works by modern master Klimt (1862-1918) had been taken to safety in a
storage depot, said the statement.

'The management of the Austrian Gallery Belvedere thereby follows an urgent
recommendation of the General Director of Public Security in the Interior
Ministry, and the insurance company of the Austrian Gallery.'

Sources in the gallery said the mail had threatened the paintings would be
destroyed to stop them being restored to heiress Maria Altmann, niece of
their orginal Jewish owner who was driven out of Vienna and stripped of his
possessions by the Nazis in 1938.

The paintings were then handed over to the Austria Gallery, where they have
been ever since.

This week, following years of court wrangling, a panel of arbitration
decided the paintings should go to 90-year-old Altmann, who lives in Los
Angeles.

There were calls in Austria to buy them back, but the government said it
could not afford the price. One of the paintings, 'Adele Bloch-Bauer I'
alone is reputed to be worth 100 million euros (120 million dollars), or
even more. The others are also worth tens of millions.
 

© 2006 dpa - Deutsche Presse-Agentur
 

Klimt works taken down following threats

Paintings to be given back to a woman who says they were taken by Nazis
Ê
Updated: 5:22 p.m. ET Jan. 20, 2006

VIENNA, Austria - An Austrian museum ordered five precious Gustav Klimt
paintings put in storage Friday following threats that they would be
destroyed to keep them from being returned to an American who says the Nazis
stole them from her Jewish family.

The move was recommended by the Interior Ministry, following the e-mailed
threats, the Belvedere Museum said.

Later Friday, police said they arrested a 50-year-old man from Lower Austria
province who was tracked down through his Internet provider. Interior
Ministry spokesman Rudolf Gollia said the man, who was not identified, had
confessed to e-mailing the threats.

ÒNow that the immediate threat for the paintings has been eliminated, it is
up to the museum to decide whether the paintings will be exhibited again,Ó
Gollia said.

Scores of visitors of the Belvedere Museum were disappointed Friday to find
the paintings had been removed.

Austria agreed Tuesday to abide by an arbitration court ruling and give up
ownership of the paintings to Maria Altmann, who says they were looted from
her family by the Nazis.

Altmann, 89, a retired Beverly Hills clothing boutique operator, was one of
the heirs of the family that owned the paintings before the Nazis took over
Austria in 1938.

The paintingsÕ estimated worth is at least $150 million.

Culture Minister Elizabeth Gehrer said her ministry was exploring ways to be
able to keep at least two of the best known pictures on display in Austria,
but ruled out buying them.
© 2006 The Associated Press. All rights reserved. This material may not be
published, broadcast, rewritten or redistributed.
 
 

Drohung gegen Klimt-Bilder
Nach einer Drohung wurden die Klimt-Bilder sofort abgehŠngt.

    Ê   Auf Grund einer Drohung hat sich die …sterreichische Galerie
Belvedere aus SicherheitsgrŸnden gezwungen gesehen, die fŸnf Klimt-GemŠlde,
die an die Erben nach Bloch-Bauer restituiert werden, abzuhŠngen und im
Depot zu verwahren.

"Die GeschŠftsfŸhrung der …sterreichischen Galerie Belvedere folgt damit
einer dringenden Empfehlung des Generaldirektors fŸr die šffentliche
Sicherheit im Bundesministerium fŸr Inneres, Erik Buxbaum, und der
Versicherungsgesellschaft der …sterreichischen Galerie Belvedere", hie§ es
in einer Aussendung.

RŸckgabe soll verhindert werden

Die Drohung war am Donnerstag per Mail an den US-Anwalt der
Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann, E. Randol Schoenberg, gegangen, hie§ es aus
der Galerie.

In diesem war die Zerstšrung der Bilder angekŸndigt worden, um so die
Restitution oder einen etwaigen Geldfluss fŸr einen RŸckkauf zu unterbinden.

GesprŠche auf hšchster Ebene

Die Sicherheitsbehšrden hatten nach der Drohung die Empfehlung
ausgesprochen, fŸr den Schutz der Klimt-Bilder zu sorgen, sagte
Innenministeriumssprecher Rudolf Gollia am Freitag zur APA.

Nachdem man von der Mail an den US-Anwalt der Bloch-Bauer-Erbin erfahren
hatte, habe es GesprŠche zwischen Sicherheitsbehšrden, Museumsleitung und
Bildungsministerium gegeben.

Kein ausreichender Schutz

Da die Bilder nicht entsprechend gesichert werden kšnnen - es gibt laut
Gollia weder Panzerschutz noch zusŠtzliche Zutrittskontrollen fŸr die
Besucher -, entschieden Museum und Ministerium, die Kunstwerke abzuhŠngen.

Suche nach Absender

Die Quelle der E-Mail sei noch nicht feststellbar, sagte Gollia. Derzeit
ermitteln Beamte des Landesamts sowie des Bundesamtes fŸr Verfassungsschutz
und TerrorismusbekŠmpfung (BVT und LVT). Die Drohung wird Šu§erst ernst
genommen.

Andrang in letzter Minute

Am Donnerstag war in der …sterreichischen Galerie Belvedere bereits ein
deutlicher Anstieg des Besucherinteresses festzustellen gewesen. Viele
Kunstfreunde wollten von den Klimt-Bildern noch "Abschied nehmen", ehe sie
abgehŠngt werden.

Regierung sucht Sponsoren

Unterdessen geht die Diskussion Ÿber einen RŸckkauf der fŸnf KLimt-Bilder
weiter.
FŸr private Sponsoren sollen steuerliche Absetzmšglichkeiten geschaffen
werden. Das kŸndigte Bundeskanzler Wolfgang SchŸssel (…VP) am Donnerstag im
Pressefoyer nach dem Ministerrat an.

Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (…VP) berichtete, dass "intensivste
GesprŠche" mit interessierten KunstmŠzenen gefŸhrt werden.

"Entscheidung respektieren"

Wenn es die Mšglichkeit gibt, dass private Sponsoren den Ankauf der
restituierten Bilder tŠtigen, dann werde die Regierung "nicht abseits
stehen" und entsprechende steuerliche Mšglichkeiten schaffen, erklŠrte
SchŸssel.

Es sei ein Mediator - der Grazer Historiker Dieter A. Binder - eingesetzt
worden, der bald zu GesprŠchen mit Altmann, der die Klimt-GemŠlde
zugesprochen wurden, nach Kalifornien reisen werde. "Die Entscheidung ist
jetzt hier und ist zu respektieren", betonte SchŸssel.

Gehrer sieht "potenzielle Sponsoren"

Laut Gehrer besteht eine "gute GesprŠchsbasis" mit Altmann. GrundsŠtzlich
wŸrden viele Personen als potenzielle Sponsoren auf ihrer Liste stehen,
allerdings hŠlt Gehrer es nicht fŸr klug, die Namen der Personen "an die
gro§e Glocke zu hŠngen".

Gehrer bestŠtigte, es werde keine riesigen Summen aus dem Budget geben, das
Ÿbersteige "unsere FinanzkrŠfte".
 
 

20. JŠnner 2006
12:36    Ê   Altmann: "Es ist ein verlogenes Pack"
Bloch-Bauer-Erbin Šu§ert im "Weltwoche"-Interview wenig gute Erinnerungen an
…sterreich - vor und nach dem Krieg

    Ê   ZŸrich - Wenig Gutes verbindet Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann mit
ihrem Geburtsland, aus dem sie einstmals flŸchten musste: "Ich habe Wien
Ÿber alles geliebt", erklŠrte sie in einem Interview mit der Schweizer
Zeitung "Die Weltwoche". "Diese Liebe hat man mir genommen."

Altmann, die Wert darauf legt, nicht als "Holocaust-Opfer" bezeichnet zu
werden, weil ihr persšnliches Schicksal trotz Flucht und Enteignung nicht
mit dem Leid anderer NS-Opfer vergleichbar sei, weiter: "Die …sterreicher
sind so niedertrŠchtig. Charmant, aber niedertrŠchtig." Altmann bezog sich
dabei unter anderem auf ein angebliches Treffen zwischen ihr und
Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, das im Jahr 1998 wŠhrend eines
…sterreich-Besuchs Altmanns stattgefunden habe - was Gehrer spŠter jedoch
abgestritten hŠtte. Auch ein nach der Reise geschriebener Brief, in dem sie
die Causa Klimt-Bilder erneut angesprochen hŠtte, sei nicht beantwortet
worden. Altmann: "Es ist ein verlogenes Pack, leider."
 

Dass sie nach dem Geld aus dem Schweizer Bankenvergleich durch die RŸckgabe
der Klimt-Bilder nun zum zweiten Mal gro§e finanzielle Werte zurŸck erhalten
hat, nimmt Altmann gelassen: " ... das kšnnen Sie mir glauben, auch wenn
viele …sterreicher mich als geldgierige JŸdin sehen - ¡© es ging mir nie ums
Geld, es ging mir einzig darum aufzuzeigen, dass Gerechtigkeit ausgeŸbt
werden kann. Die Nazis hatten sie (Anm.: die Klimt-Bilder) aus dem Haus
meines Onkels Ferdinand Bloch-Bauer gestohlen." FŸr sich will sie das Geld
nicht behalten - sie werde KŸnstler ebenso unterstŸtzen wie die jŸdische
Gemeinde in Wien. (red)
 
 
 

19. JŠnner 2006
19:20    Ê   Kommentar der anderen: Fragt nicht, was der Staat tut...
Aktives Handeln eines jeden ist im Fall Klimt gefragt, auch wenn es nur
symbolisch bliebe - Von Hermann Fillitz, emeritierter Professor fŸr
Kunstgeschichte
 
 

Hermann Fillitz, emeritierter Professor fŸr Kunstgeschichte an der Uni Wien,
war von 1958 bis 1964 Erster Direktor des Kunsthistorischen Museums.     Ê
Als ich junger Professor an der UniversitŠt Basel war, Herbst 1967, drohte
der Verkauf von zwei der schšnsten GemŠlde Picassos aus einer Basler
Privatstiftung. Die kantonale Regierung erklŠrte sich bereit, die HŠlfte des
exorbitanten Kaufpreises bereitzustellen, sofern die Bevšlkerung der Stadt
die andere HŠlfte aufbrŠchte. Ich habe nie wieder eine vergleichbare
Begeisterung erlebt: Die Kunststudenten sammelten auf dem Bahnhof, im
Kunstmuseum fand ein Flohmarkt statt, auf dem die Gattin des Direktors, die
Tochter von Marc Chagall, BŸcher verkaufte, auf den Stra§en wurde gesammelt,
wir schrieben Zeitungsartikel, Industrie und Banken leisteten erhebliche
BeitrŠge - Ergebnis: Die beiden Bilder hŠngen heute als stolzer Besitz der
Stadt im Kunstmuseum.

Wir alle sind uns der gro§en Bedeutung der GemŠlde Klimts im
Bloch-Bauer'schen Erbe als Zeugnisse šsterreichischer Kultur bewusst. Die
zustŠndige Bundesministerin erklŠrte, dass es sich "bei den fŸnf GemŠlden .
. . um hervorragende Werke šsterreichischer Kunst . . . handle", zugleich
aber, dass die Bundesregierung kein Geld zu ihrem Ankauf habe. Mšgliche
Sponsoren blicken erwartungsvoll auf die Regierung, und von Banken kommt
bisher ein klares Nein. Die Bevšlkerung ihrerseits kritisiert die - sicher
nicht freizusprechende - Regierung. Niemand aber tut was. WŸrden wir die
Regierung, die mšglichen Sponsoren etc. aber vielleicht doch zu einer
anderen Haltung zwingen, wenn wir selbst uns zu einem aktiven Handeln, auch
wenn es nur symbolisch bliebe, bereitfŠnden? Wer hat Ideen, wer ist bereit,
etwas zu tun? Ich wŠre es, wer noch? (DER STANDARD, Printausgabe, 20.1.2006)
 

20. JŠnner 2006
09:34    Ê   Keine Leihgaben
Busek und Zilk plŠdieren fŸr ein Nationalkomitees fŸr den Ankauf - SchŸssel
stellt Sponsoren Steuererleichterung in Aussicht - GrŸne fordern
Novellierung des RŸckgabegesetzes
 
 

Von Thomas Trenkler
    Ê   Wien - Die Erben nach Ferdinand Bloch-Bauer haben, wie es Anwalt
Randol E. Schoenberg gegenŸber dem STANDARD andeutete, kein Interesse, die
fŸnf zu restituierenden Klimt-Bilder als Leihgaben in …sterreich zu
belassen. In einer Mail von Maria Altmann und Schoenberg an die APA hei§t
es: "Aber wir hŠtten nichts dagegen, wenn …sterreich sie fŸr einen fairen
Marktpreis kauft." Es gebe bisher "keine Spezialvereinbarung Ÿber den
Preis". Das Angebot an die Republik fŸr einen Kauf "besteht seit
siebeneinhalb Jahren, und es ist immer noch gŸltig".

Das im Zuge der Mediation im September 2005 von der KlŠgerseite
unterbreitete Vergleichsangebot dŸrfte aber kein attraktives gewesen sein:
Laut Protokoll bot Schoenberg an, dass die Republik die drei Landschaften
zurŸckgeben und die beiden Adele-PortrŠts kaufen solle. Gottfried Toman von
der Finanzprokuratur bezeichnete das Angebot als "keine taugliche Grundlage,
um in ein ernsthaftes GesprŠch einzutreten, weil Pardon, das kommt auf eine
Submission hinaus". Auch die offiziellen Stellen sollen von dem Vorschlag
nicht gerade begeistert gewesen sein.
 

Gehrer und die Glocke

Die Regierung versucht nun, Sponsoren fŸr den RŸckkauf zu gewinnen.
Bildungsministerin Elisabeth Gehrer beteuerte, dass "intensivste GesprŠche"
gefŸhrt wŸrden. Es stŸnden viele potenzielle Sponsoren auf ihrer Liste,
allerdings hŠlt sie es nicht fŸr klug, die Namen "an die gro§e Glocke zu
hŠngen". Der im Vorjahr bestellte Mediator Dieter A. Binder werde zu
GesprŠchen nach Kalifornien reisen. Sollten Sponsoren den Ankauf tŠtigen,
"dann werden wir sicher indirekt durch steuerliche Absetzmšglichkeiten
mithelfen", erklŠrte Kanzler Wolfgang SchŸssel.

Gehrer meinte erneut, es werde keine riesigen Summen aus dem Budget geben.
Auch die Stadt Wien hofft auf Sponsoren - und will nicht fŸr die Republik
einspringen. Laut Finanzstadtrat Sepp Rieder (SP) kšnnte sie aber "spendabel
sein, wenn ein Ankauf nur knapp zu scheitern drohe".

Ein Weg scheint die GrŸndung eines Nationalkomitees, die
Ex-Wissenschaftsminister Erhard Busek vorschlug: "Das muss eine nationale
Aktion werden. Die Klimt-Bilder gehšren zur IdentitŠt …sterreichs."
UnterstŸtzt wird Busek von Ex-Unterrichtsminister Helmut Zilk. Der Bund
mŸsse ein Drittel bis die HŠlfte der Mittel zur VerfŸgung stellen, fŸr den
Rest sollen Banken, Sparkassen, Versicherungen und MŠzene aufkommen. Wenn
er, so Zilk, "der Herr Wlaschek wŠre, wŸrde ich heute kein Palais kaufen,
sondern ein oder zwei Bilder".

Auch der Kunsthistoriker Hermann Fillitz startete einen Aufruf. Sollte man
nur das Geld fŸr ein PortrŠt zusammenbringen, dann sollte man Adele
Bloch-Bauer II erwerben, da Klimt mit diesem Bildnis etwas Neues geschaffen
habe: Die "Goldene Adele" weise eine "starke Tendenz" zum Kunstgewerbe auf.

Terezija Stoisits, Abgeordnete der GrŸnen, erarbeitete unterdessen eine
Novellierung des RŸckgabegesetzes, die demnŠchst im Plenum eingebracht wird.
Es sieht vor, dass die Restitution nicht mehr eine Frage des Ermessens,
sondern verpflichtend ist. Zudem soll das Gesetz, das dem Antragsteller die
Ergreifung sŠmtlicher Rechtsmittel zusichert, nicht nur fŸr die Bundesmuseen
gelten, sondern auch fŸr die Stiftung Leopold. (DER STANDARD, Printausgabe,
20.1.2006)
 
 
 

SpŠte Geste fŸr NS-Opfer in …sterreich

EntschŠdigungszahlungen als Wettlauf mit dem Tod

Der Fall der nun zu restituierenden Klimt-Meisterwerke ist bezeichnend. Die
Republik …sterreich entschŠdigt reichlich spŠt die NS-Opfer. FŸr viele kommt
jede symbolische Geste zu spŠt.
 

cer. Wien, 19.ÊJanuar

Der Spruch des Schiedsgerichts im Rechtsstreit zwischen den Erben der
jŸdischen Industriellenfamilie Bloch-Bauer und der Republik …sterreich um
fŸnf Meisterwerke von Gustav Klimt war der bisherige spektakulŠre Hšhepunkt
eines Trauerspiels, das sich nunmehr seit Jahrzehnten dahinzieht. Die
Erkenntnis, dass die Republik Raubgut aus der NS-Zeit den - vorwiegend
jŸdischen - Beraubten zurŸckzugeben hat, kam reichlich spŠt. Das VersŠumnis
grŸndet in der Fiktion, …sterreich sei das erste Opfer Nazideutschlands und
nicht begeisterter ErfŸllungsgehilfe der NS-Verbrechen gewesen. Im Fall der
fŸnf Klimt-Bilder hat die jahrelange RealitŠtsverweigerung všllig
ŸberflŸssigerweise MillionenbetrŠge verschlungen. Die Kosten des zŠhen
Rechtsstreits, an dessen Anfang die von der Republik schnšde verschmŠhte
Kompromissbereitschaft der Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann gestanden hatte,
werden auf dreieinhalb bis vier Millionen Euro veranschlagt. Zur Kasse
gebeten wird - ungefragt - der Steuerzahler.

Druck aus den USA

Im Fall der Klimt-Bilder geht es um Naturalrestitution, um WertgegenstŠnde,
die physisch noch vorhanden sind und daher den EigentŸmern bzw. deren Erben
zurŸckerstattet werden kšnnen, zumal sie sich zu einem Grossteil im Besitz
der šffentlichen Hand befinden. Doch in Zehntausenden von FŠllen ist die
Beute des systematischen Raubes und Raubmords im NS-Staat nicht mehr
greifbar: Liegenschaften, die ÇarisiertÈ wurden, Bankkonten, Versicherungen
und Aktien, die den EigentŸmern vor ihrer Flucht ins Ausland oder ihrer
Deportation in die Todeslager abgepresst wurden, Gross- und
Kleinunternehmen, die von den Nazis ÇliquidiertÈ oder auf GŸnstlinge des
Regimes Ÿberschrieben wurden, Hausrat und persšnliche WertgegenstŠnde, mit
deren šffentlicher Versteigerung unmittelbar nach der MachtŸbernahme der
Nazis in …sterreich begonnen wurde. Erst im Jahr 2001 hat der
šsterreichische Nationalrat einstimmig das ÇEntschŠdigungsfondsgesetzÈ
beschlossen. GestŸtzt darauf, sollen bisher nicht abgegoltene Verluste der
NS- Opfer mit einer allerdings mehr symbolischen als wirklich substanziellen
EntschŠdigung abgegolten werden.

Das EntschŠdigungsgesetz war Ausfluss eines wenigstens teilweise erfolgten
Umdenkens: …sterreich sieht sich jetzt nicht mehr nur als Opfer, sondern
auch, wie Bundeskanzler SchŸssel seinerzeit in einem GesprŠch mit der NZZ
festhielt, gleichzeitig als TŠter - und anerkennt somit eine
Mitverantwortung fŸr die Untaten des NS- Regimes. Doch ebenso wie im Falle
der Klimt- Bilder wŠre ohne Druck von aussen - konkret: der Vereinigten
Staaten - mit Sicherheit nichts geschehen. Im nicht unumstrittenen
Washingtoner Abkommen hatten sich ReprŠsentanten …sterreichs, der USA sowie
eine Anzahl NS-Opfer- VerbŠnde auf die Etablierung des Allgemeinen
EntschŠdigungsfonds geeinigt. Dotiert wurde dieser mit einer Gesamtsumme von
210 Millionen Dollar. Diese verteilen sich auf den Bund (60 Millionen), die
Banken (45 Millionen), die Stadt Wien (35 Millionen) sowie Industrie,
Versicherungen und Wirtschaftskammer.

Mit knapper Not ist es gelungen, noch vor Ende des mit grossem Pomp
gefeierten šsterreichischen JubilŠumsjahres 2005 mit den Zahlungen an die
NS-Opfer aus dem EntschŠdigungsfonds zu beginnen. Mšglich war dies nach
ErfŸllung einer Bedingung, der sogenannten Rechtssicherheit. Im Klartext
bedeutet dies, dass auch die letzten KlŠger in den USA ihre Verfahren gegen
die Republik …sterreich bzw. šsterreichische Unternehmen einstellen. Dies
war Anfang Dezember 2005 der Fall. Dass nun endlich der Weg fŸr die
EntschŠdigungszahlungen frei war, wurde von der Regierung SchŸssel mit
grosser Genugtuung verkŸndet. Dies umso mehr, als sie wegen ihres
ÇTeufelspaktsÈ mit Jšrg Haider von den europŠischen Partnern zumindest
anfŠnglich misstrauisch beŠugt wurde.

Nur symbolisch

Die Regierung SchŸssel schreibt sich all dies stolz auf die eigenen Fahnen.
Der lŠngst fŠllige Schritt einer šsterreichischen Entschuldigung bei den
NS-Opfern war allerdings schon vor Jahren von einem sozialdemokratischen
VorgŠnger SchŸssels getan worden, nŠmlich von Franz Vranitzky, der im Sommer
1993 in Jerusalem die richtigen Worte gefunden hatte. Im November 1994 hatte
der damalige BundesprŠsident Klestil in der Knesset eine symbolische
Verbeugung vor den Opfern vollzogen und die šsterreichische Mitschuld
anerkannt.

Die Antragsteller haben bei weitem keine umfassende EntschŠdigung zu
erwarten, sondern lediglich eine symbolische Geste. Der auf 1,336 Milliarden
Dollar in heutiger WŠhrung veranschlagten Summe geraubter Werte stehen
lediglich 210 Millionen Dollar an verfŸgbarem Fondsvermšgen gegenŸber. Die
Verluste kšnnen demnach nur zu einem geringen Teil abgegolten werden. Die
auszurichtende EntschŠdigung verhŠlt sich proportional zur Hšhe der
ursprŸnglichen Verluste. Die Rede ist von 13 Prozent im Forderungsverfahren
(konkrete Verluste) und 18 Prozent im sogenannten Billigkeitsverfahren (nur
pauschal bezifferbare Verluste). Die Antragsteller mŸssen eine
VerzichtserklŠrung auf sŠmtliche weiteren Forderungen unterschreiben.
Ausserdem werden die Opfer in die Rolle von Bittstellern gedrŠngt, also
einmal mehr erniedrigt.

Weiterer Artikel im Feuilleton
 
 

Ê

ÇTŠglich stirbt ein AntragstellerÈ

cer. An vorderster Front im Kampf um EntschŠdigungszahlungen an die Opfer
der NS-Herrschaft stand der Nationalfonds der Republik …sterreich fŸr die
Opfer des Nationalsozialismus und an dessen Spitze als unermŸdliche
KŠmpferin eine Frau, Hannah Lessing. Der Fonds, Mitte der neunziger Jahre
ins Leben gerufen, legte fŸnf Jahre lang die unerlŠsslichen Grundlagen fŸr
den Allgemeinen EntschŠdigungsfonds (General Settlement Fund): Er bewirkte
den entscheidenden Paradigmenwechsel im Umgang mit den NS-Opfern. Sie
schildert, welche menschlichen Dramen sich in ihren BŸros abspielten, als
die oft sehr betagten Emigranten sich an das AusfŸllen der 30-seitigen
Antragsformulare machten und plštzlich traumatische Erinnerungen an ÇdamalsÈ
wach wurden. Gegen 20Ê000 AntrŠge mit rund 200Ê000 Einzelforderungen seien
eingetroffen, deren BewŠltigung gelegentlich einer Sisyphusarbeit
gleichgekommen sei. Es war ein AnkŠmpfen gegen die Zeit: ÇTŠglich stirbt mir
ein AntragstellerÈ, klagte Lessing einmal sichtlich verzweifelt im GesprŠch.